«Deckel drauf» und los ins Abenteuer Leben
Die 27-jährige Evelin sprüht vor Lebensfreude. Mit einer ungewohnt erfrischenden Offenheit geht sie mit dem Thema Stoma um und erzählt, wie sich ihre Lebensqualität durch die Innovation Be 1 zusätzlich verbessert hat. Doch ihre Geschichte ist alles andere als «leicht verdaulich» …
Der Leidensdruck war so enorm, dass Evelin vor drei Jahren auf eigene Faust nach einer Lösung für ihre gesundheitlichen Probleme suchte. Seit ihrem achten Lebensjahr leidet sie unter Anismus: ihr Schliessmuskel öffnet sich nicht, sodass der Stuhl nicht austreten kann. «Ich hatte das Gefühl, mein Bauch platze nächstens, die Schmerzen waren kaum auszuhalten.»
Ein nicht endender Albtraum
Während für alle anderen der Gang zur Toilette das Normalste der Welt schien, kauerte Evelin als Kind einmal pro Monat mit starken Koliken auf dem stillen Örtchen – ein stundenlanges Martyrium. Noch schockierender ist die Ursache dieser Symptome: Als Mädchen wurde sie von einem Fremden missbraucht. «Anfangs wurde dieser Missbrauch nicht ernst genommen», erzählt sie tapfer weiter. «Erst im Alter von 17 Jahren bestätigte ein Arzt die schlimme Vermutung.» Mit den neuen Erkenntnissen erhoffte sich Evelin endlich Heilung. Man begann, die Schliessmuskelfunktion durch Elektroimpulse, dem sogenannten Biofeedback, zu therapieren. Doch der gewünschte Erfolg blieb aus. Auch Abführmittel brachten keine Linderung, sodass Evelin jedes Wochenende ins Spital musste, um radikal abzuführen.
Das Stoma, die lang ersehnte Erlösung
Ihre FAGE-Ausbildung musste Evelin aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands abbrechen. «Mein Glück war, dass ich dadurch zum ersten Mal von einem künstlichen Darmausgang erfahren habe.» Der Gedanke an diese neue Chance liess sie nicht los. Durch Internet-Recherchen informierte sich die junge Frau weiter. «Ich habe sofort gedacht, ein Stoma ist DIE Idee für mich!» schwärmt sie euphorisch. Mit der Unterstützung ihres Hausarztes kontaktierte sie den zuständigen Leiter der Chirurgie im Kantonsspital. Dieser bestand auf eine Konsultation beim Gastroenterologen, der von einer Operation nicht begeistert war und auf eine weitere medikamentöse Behandlung pochte. Nicht zuletzt, weil Evelin damals erst 24 Jahre alt war.
Die Kämpfernatur gibt nicht auf
Evelin suchte den Kontakt zur lokalen Stomatherapeutin, die sie zuerst bei einer neuen Methode, der analen Irrigation, unterstützte – ebenfalls ohne Erfolg. Nun war auch der Therapeutin klar: Ein Stoma ist das Richtige für Evelin. «Dann ging’s zügig! Telefonisch wurde mir mitgeteilt, wenn ich ein Stoma möchte, dann kann ich es in sieben Tagen haben – natürlich habe ich sofort einen OP-Termin vereinbart.» Das gehöre zu einer der besten Entscheidungen in ihrem Leben. Das Strahlen im Gesicht der hübschen Frau lässt keine Zweifel. «Ich hatte nie Probleme mit dem Stoma und würde es nicht mehr hergeben.»
Endlich leben!
Seit der Stoma-Operation unternimmt Evelin Dinge, die sie sich vorher nie hätte träumen lassen. «Zuvor konnte und wollte ich nicht am sozialen Leben teilnehmen». Evelin wird nachdenklich. «Ich hatte so gut wie keine Freunde, war immer Einzelgängerin.» Durch die dazugewonnene Lebensqualität öffnen sich auch neue Türen. Heute kann sie sich auf gute Freunde verlassen und unternimmt viel. «Diese Freude und Hoffnung gebe ich auch gerne zurück, indem ich mich mit anderen Betroffenen austausche und ihnen helfe, ihre Situation zu bewältigen.»
Besser kann’s nicht werden?
Seit einigen Monaten weiss Evelin, dass es noch eine Steigerungsform gibt. «Aufgrund der Budgetkürzung des Bundes habe ich mich umgeschaut, ob es noch andere, günstigere Beutel gibt. Da bin ich auf das Sortiment von B. Braun gestossen, das qualitativ und eben auch preislich sehr überzeugend ist.» An einer Veranstaltung von ilco Schweiz, der Interessengemeinschaft für Stomaträger/-innen, erfuhr Evelin erstmals von der Stomakapsel Be 1. Die einzigartigen Vorteile dieser Innovation haben sie sofort hellhörig gemacht: Anstelle eines Stomabeutels wird eine kompakte Kapsel mit integriertem, gefaltetem Beutel auf der herkömmlichen Trägerplatte befestigt. Be 1 ermöglicht so eine aktive Kontrolle über Stuhl- und Gasausscheidung. «Ohne grosse Erwartungen habe ich das Musterset bestellt und vor der Erstnutzung die Filme angeschaut. Wow, ich war sofort begeistert!» Zudem funktioniere auch die kontrollierte Darmentleerung einwandfrei, sogar mit der Platte.
Im Reinen mit sich selbst
Auch mit einem Stomabeutel zeigte sich Evelin ohne Scham im Bikini. «Das war mir ehrlich gesagt egal. Aber ich muss zugeben, jetzt mit Be 1 sieht das schon viel schöner aus. Und das gibt mir zusätzliche Sicherheit.» Mit den herkömmlichen Systemen gab’s auch schon die eine oder andere Panne. «In solchen Momenten regt man sich auf und es schnürt einen zu vor Scham, aber heute nehme ich es mit Humor. Für was habe ich denn eine Waschmaschine?», schmunzelt Evelin. Mit Be 1 blieben solche Pannen glücklicherweise aus, obwohl sie Be 1 sogar nachts mit offenem Beutel nutzt, entgegen der offiziellen Empfehlung. «Ich bin richtig Fan von Be 1! Es hält sehr gut, man sieht es kaum und ich kann mich endlich wieder frei bewegen; Spazieren, Wandern, Velofahren oder Schwimmen, sogar Camping- oder Zelt-Ferien mit meinem Mann sind jetzt möglich. Endlich ist dieses lange Säckli weg, das zwischendurch stört. Und ja, auch beim Geschlechtsverkehr ist das ein Vorteil.»
Lebensfreude – ohne Tabu!
Was sich Evelin für die Zukunft wünscht? Dass das Stoma kein Tabuthema bleibt. «Ich kenne Betroffene, die sich dafür schämen und das Stoma sogar vor Familienmitgliedern verstecken. Für mich ist das Stoma der Schlüssel zu einem richtigen Leben, ohne Schmerzen und ohne Angst. Wenn mich mal jemand dumm anschaut, dann sage ich einfach: Sei froh, dass du gesund bist.»