Händehygiene
Ein Handschlag zur Begrüssung, das Öffnen einer Tür, der Griff zum Geldschein im Portemonnaie – wir verbreiten täglich vollkommen selbstverständlich Keime und setzen uns ihnen aus. Allein auf unseren Händen befinden sich ca. 10 Millionen pathogene Mikroorganismen – eine beeindruckende Zahl, die die Hand zu einem bedeutenden Risikofaktor macht. Dies gilt insbesondere im Gesundheitswesen.
So betont auch das Robert Koch-Institut die Effektivität des Desinfizierens der Hände als bedeutendste Massnahme zur Infektionsprävention:
„Die Hände des Personals sind das wichtigste Übertragungsvehikel von Krankheitserregern [1,2,3,4,5,6]. Deshalb gehört die Händehygiene zu den wichtigsten Massnahmen zur Verhütung von Infektionen in Institutionen und medizinischen Einrichtungen (Praxen, APH, etc.).“ Quelle: Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut
Medizinische Einrichtungen wollen wir darin unterstützen, dieses Präventionspotenzial zu nutzen. Ziel ist hierbei auch, an der Compliance des Personals hinsichtlich der Händehygiene zu arbeiten. Folgende Informationen haben wir für Sie zusammengestellt:
- Hygienische Händedesinfektion
- Chirurgische Händedesinfektion
- Pflege von Haut und Händen
Hygienische Händedesinfektion
Die Hände stellen für das Personal die wichtigsten Werkzeuge im Praxis-, Pflege- oder Klinikalltag dar. Gerade deswegen sind sie auch der häufigste Weg für die Übertragung von nosokomialen Infektionen. Einen effektiven und einfachen Schutz gegen nosokomiale Infektionen bietet die korrekt durchgeführte Händedesinfektion.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Händehygiene
- An Händen und Unterarmen dürfen keine Ringe (einschliesslich Eheringe), Armbänder, Armbanduhren oder Piercings getragen werden
- Fingernägel sollten kurz und abgerundet geschnitten sowie mit den Fingerkuppen abschliessend sein
- Künstliche und gegelte Fingernägel sind verboten
- Die Hände sollten keine Verletzungen des Nagelbetts, Entzündungsherde oder andere Verletzungen (wie z.B. Schnittverletzungen) aufweisen
- Das Händedesinfektionsmittel auf trockene Hände auftragen
- Im Falle einer möglichen Kontamination mit Viren muss sichergestellt sein, dass das zu verwendende Produkt ein breites Wirkspektrum hat und gegen die entsprechenden Viren wirksam ist
Die hygienische Händedesinfektion ist erforderlich
- Vor Patientenkontakt
- Nach Patientenkontak
- Vor aseptischer / invasiver Handlung
- Nach Flüssigkeiten / Handschuhen
- Nach Patientenumgebung
Modifiziert gemäss "WHO Guidelines on Hand Hygiene in Health Care"
Produkte für die hygienische Händedesinfektion
Weitere Informationen zur hygienischen Händedesinfektion
Chirurgische Händedesinfektion
Ob bei der Vorbereitung eines operativen Eingriffs oder währenddessen: Stets ist die Minimierung von Risiken eines der obersten Gebote aller Hygienemassnahmen. Die korrekte Desinfektion der Hände – die des Operateurs wie auch allen anderen an der Operation Beteiligten – ist unabdingbar, um eine etwaige Infizierung des Patienten während des Eingriffs zu vermeiden. Daher zielt die chirurgische Händedesinfektion auf eine weitreichende und möglichst lang anhaltende Reduktion der transienten und vor allem der residenten Hautflora ab.
Bedingungen für die chirurgische Händedesinfektion(1)
- Fingernägel müssen kurz und rund geschnitten sein
- Es dürfen keine Nagelbettverletzungen oder entzündliche Prozesse vorhanden sein
- Armaturen und Spender dürfen nicht über Handkontakt bedient werden
Vorbereitung und Durchführung(1, 2)
- Vor der am OP-Tag erstmalig durchgeführten chirurgischen Händedesinfektion die Hände und Unterarme bis zum Ellenbogen mit nach oben gerichteten Fingerspitzen und tief liegendem Ellenbogen mit einem Handwaschpräparat etwa 30-60 Sekunden waschen
- Ausschliesslich Nägel und Nagelfalze bei Bedarf mit weicher Kunststoffbürste und einem hygienischen Handwaschpräparat reinigen
- Bürsten der Hände und Unterarme ist wegen Hautirritationen und höherer Keimabgabe zu unterlassen
- Nach der Waschphase werden die Hände und Unterarme mit einem keimarmen Handtuch oder einem sterilen Tuch abgetrocknet
- Zwischen Händewaschung und chirurgischer Händedesinfektion einen Abstand von über 10 Minuten einhalten
- Bei der chirurgischen Händedesinfektion ist die Seifenwaschung nicht erforderlich, wenn die Hände nicht sichtbar verschmutzt sind
- Bei der Händedesinfektion werden innerhalb der vom Hersteller deklarierten Einwirkzeit zunächst die Hände und Unterarme benetzt. Danach wird das Händedesinfektionsmittel analog wie bei der hygienischen Händedesinfektion in beide Hände eingerieben. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Fingerkuppen, den Nagelfalzen und den Fingerzwischenräumen. Wichtig hierbei ist, dass die Hände während der gesamten Einwirkzeit gut angefeuchtet bleiben
- Handschuhe nicht mit feuchten Händen anziehen
Referenzen:
(1) Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut – Händehygiene
(2) AWMF-Leitlinie 029/027 – Händedesinfektion und Händehygiene
Produkte für die chirurgische Händedesinfektion
Weitere Informationen zur chirurgischen Händedesinfektion
Interaktives Trainings Game
Die 5 Momente der Händehygiene
Hände- und Hautpflege
Häufiges Waschen und Desinfizieren, ständiger Kontakt mit verschiedenen Substanzen oder häufiges Tragen von Einmal-Handschuhen – die berufliche Tätigkeit und steigende Umweltbelastungen führen zu einer hohen Beanspruchung der Hände. Hautprobleme sind immer öfter die Folge. Beruflich bedingte Hauterkrankungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen und stehen in der Liste der gemeldeten Berufskrankheiten inzwischen an erster Stelle. Klar ist: Verletzungen, Ekzeme und andere Hautkrankheiten sind kein rein ästhetisches Problem. Sie haben hohe hygienische Relevanz.
Hände- und Hautreinigung
Häufiges Waschen der Hände entzieht der Haut die schützenden Lipide und beeinträchtigt ihre natürliche Schutzfunktion. Aus diesem Grund sollte unnötiges Händewaschen vermieden werden.
Wann wird eine Händewaschung durchgeführt?(3)
- Vor Arbeitsbeginn
- Bei sichtbarer Verschmutzung
- Vor dem Essen
- Nach dem Toilettengang
- Bei ästhetischem Bedürfnis
In medizinischen Bereichen ist ein Flüssigpräparat aus einem Spender zu benutzen.
Referenz: (3)AWMF-Leitlinie Händehygiene
Händereinigung
Hautpflege
Um die Auswirkungen auf der Haut vom Händewaschen und -desinfizieren zu minimieren, ist es wichtig, auf eine ausreichende Hautpflege zu achten. Dabei geht es jedoch nicht nur um die Mitarbeitenden selbst, denen lästige Hautreizungen und -erkrankungen erspart bleiben sollen: Geschädigte Hände können nicht mehr ausreichend desinfiziert werden, da sich Keime in den geschädigten Hautarealen einnisten und so für das Desinfektionsmittel nicht mehr zugänglich sind. Bereits kleinste Risse und Mikrotraumen sind für Erreger ausreichend, das Risiko der Infektionsübertragung steigt.
Um dieses Risiko zu minimieren, sollte die Hautpflege durchgeführt werden:
- Nach dem Händewaschen
- In den Pausen
- Nach Arbeitsende
- In der Freizeit
- Bei Bedarf